Operation Hausspeicher – Hauptschalter nachrüsten mit zentraler Ausschaltfunktion

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Spätestens wenn eine dreiphasige Victron-Anlage mit Ersatzstromfunktionalität installiert wird, sollte man sich einmal mit dem Thema “manueller Umschalter” auseinandersetzen. Denn damit kann man dann im Bedarfsfall easy zwischen Netz- oder Ersatzstrombetrieb hin- und herswitchen – oder das gesamte Haus schnell mal stromlos schalten. Aber selbst in “OFF”-Stellung bleiben die Multiplus weiterhin eingeschaltet, was ich eher suboptimal fand.

Glücklicherweise gibt es dazu eine relativ einfache Möglichkeit, die ich bisher jedoch noch nirgendwo im Netz finden konnte, weshalb ich das Ganze einmal nachfolgend erklären möchte. Denn dann wird aus dem einfachen Umschalter wirklich ein zentraler “Hauptschalter”, der einfach ALLE KOMPONENTEN inkl. der Multiplus “NOT-AUS” schalten kann…

Bevor ihr irgendwas einmarktet, lest UNBEDINGT DIESES UPDATE, da der Hager-HIM-Umschalter für diesen Anwendungszweck NICHT geeignet ist!!! Es gibt aber glücklicherweise alternative Umschalter…

UPDATE: Nun hat sich auch Hager offiziell dazu geäußert und rät vom HIM4xx ab.

Reiner ESS-Mode vs. erweiterte Ersatzstromfunktion

Es gibt ja zwei Möglichkeiten sein Haus mit den Multiplus – aka “genialste Batteriewechselrichter wo gibt” – zu verheiraten:

  1. Reine ESS-Funktion:
    Bei der “reinen” ESS-Funktion werden die Multiplus netzparallel installiert, sodass sie lediglich per AC-In mit dem öffentlichen Stromnetz verbunden werden. Die Hausverbraucher hängen dann “parallel” mit dran, also quasi an AC-In. Die Multiplus können dann über externe Stromsensoren dazu bewegt werden, dass die Leistung auf Netzübergabeseite auf bestenfalls 0W auszuregeln. Bei einem Stromausfall gehen die Lichter im Haus jedoch aus.
  2. ESS- und Ersatzstromfunktion:
    In diesem Fall werden die Multiplus ebenfalls netzparallel installiert, sodass sie per AC-In mit dem öffentlichen Stromnetz verbunden sind. Die Hausverbraucher werden nun jedoch an AC-Out angeschlossen. Die Multiplus können nun selbst die an AC-Out hängenden Lasten messen und die Leistung auf Netzübergabeseite auf bestenfalls 0W ausregeln. Bei einem Stromausfall bleiben die Lichter im Haus an – es dauert max. 20ms, bis die Multiplus eine Insel aufbauen und automatisch für das öffentliche Stromnetz “übernehmen”.

Je nach Anwendungsfall kann die eine oder die andere Option sinnvoll sein. ABER: Ohne weitere Hardware muss man sich fix für eine Option entscheiden, was recht unflexibel ist. Denn spätestens im Wartungsfall macht es meist Sinn das aktuelle Setup zu switchen – ein Umschalter muss her…

Manuellen Umschalter nachrüsten

Bevor jetzt jemand direkt Hand an seine 230V-Installation anlegen möchte – hier erneut der entsprechend Sicherheitshinweis:

Elektroarbeiten dürfen nur von geschultem Fachpersonal durchgeführt werden – insb. wenn 230V mit im Spiel ist. Denn hier herrscht Lebensgefahr. Punkt. Deshalb muss die nachfolgend gezeigte Installation auch vom Profi umgesetzt werden. Ich übernehme keinerlei Haftung für Dritte und etwaig entstandene Schäden.

Der “Lastumschalter 4polig” in nachfolgendem Übersichtsschaltplan hat drei Schalterstellungen, um genau diesem Zweck zu dienen:

In Schalterstellung “links” ermöglicht er einen “netzparallelen Bypass”, sodass das Haus direkt am öffentlichen Stromnetz hängt. In Schalterstellung “rechts” ermöglicht er eine Ersatzstromversorgung durch die “Umleitung” per AC-Out. In Schalterstellung “oben” können die Hausversorger stromlos geschaltet werden.

Bevor ihr irgendwas einmarktet, lest UNBEDINGT DIESES UPDATE, da der Hager-HIM-Umschalter für diesen Anwendungszweck nicht geeignet ist!!! Es gibt aber glücklicherweise alternative Umschalter…

So sieht das gute Stück – in Form des Hager HIM408 (Affiliate-Link) Umschalters – dann im Schaltschrank aus:

BTW: In den Bildern schreibe ich oft HIM406 – das ist das kleinere Modell, was weniger Leistung abkann. Nehmt am besten einfach IMMER den nur leicht teureren HIM408, der bis 63A ausgelegt ist, was vermutlich für 99% aller normalen Einfamilienhausanschlüsse ausreichen sollte.

Öffnet man die Schaltschrankabdeckung, ergibt sich folgendes Bild (ist eine andere Installation als das Bild darüber – nicht wundern):

Und so sieht im konkreten Fall dann die Anschlussbelegung aus:

Unten links hängt das öffentliche Stromnetz und unten rechts die AC-Out der Multiplus – jeweils in Form von drei Phasen plus Neutralleiter. Hier ist es essentiell wichtig, dass die Neutralleiter vom öffentlichen Netz und AC-Out der Multiplus NICHT gebrückt werden. Deshalb hat der Umschalter auch jeweils VIER Anschlussklemmen. Also unbedingt auf die richtige Hager-Modellbezeichnung achten, da es auch Modelle mit nur drei Anschlussklemmen gibt (erste Ziffer ist dann eine 3 statt einer 4).

Oben am Umschalter hängen dann die Hausverbraucher.

Wie in obigem Bild schematisch zu erkennen ist, müssen an der Oberseite des Hager Umschalters die jeweiligen Kontakte gebrückt werden. Wie das “real” aussieht, erkennt man ein Bilder drüber nochmal besser. Aber wie gesagt: Lasst da nur den Profi ran, die Bilder dienen lediglich dem grundsätzlichen Verständnis!

Zum besseren Verständnis habe ich mal die Verbindungswege innerhalb des Umschalters versucht zu visualisieren. Nachfolgend in der Stellung “links” aka Stromnetz-Betrieb.

Das war auch schon die ganze “Magie” des Umschalters.

Wie das alles sicherungstechnisch vor- und nachgelagert mit RCD und LSS umgesetzt werden muss, wurde bereits in vorausgegangenen Blogposts angesprochen – aber evtl. zeige ich das nochmal separat in einem Blogpost, sofern hierzu Bedarf besteht.

Umschalter zum “zentralen Ausschalter” upgraden

Was mich an dieser Installation jetzt jedoch enorm störte, war der Umstand, dass die Multiplus auch bei “OFF”-Stellung des Hager-Umschalters betriebsbereit bleiben. Und ich wollte den Hager-Umschalter eben als zentralen “NOT-AUS”-Schalter nutzen – war für mich einfach irgendwie naheliegend.

Man kann die Multiplus zwar manuell mit dem unten angebrachten Schalter ausser Gefecht setzen, das fand ich aber extrem unsexy in diesem Kontext.

Und den Schalter findet denke ich auch niemand auf die Schnelle, der sich nicht mit Victron auskennt.

Zum Glück gibt es hierzu eine relativ einfache Möglichkeit, die genau das macht, was ich möchte und die glücklicherweise auch nicht sonderlich aufwändig ist. Aber ich hole erstmal etwas weiter aus…

Die Multiplus besitzen im Inneren einen sogenannten “Remote On/Off”-Verbindungsblock – aka “Fernbedienungsschalter” mit zwei Kontakten:

Die in obigem Bild referenzierte Multiplus-Anleitung findet ihr übrigens hier (externer Link).

Erst wenn diese beide Kontakte miteinander kurzgeschlossen werden, kann der Multiplus seinen Betrieb aufnehmen. Und das ist werkseitig über eine Drahtbrücke realisiert, die man eben durch einen externen Schalter tauschen kann:

Als externer Schalter gibt es dann glücklicherweise den Hager HZC312 Hilfskontakt (Affiliate-Link) der jeweils links und rechts am Hager HIM408 Umschalter “angeklickt” werden kann. Die jeweilige Schaltstellung kann dann durch den angebrachten Hilfskontakt ausgewertet werden (also zumindest die linke und rechte Schaltstellung, was aber ausreichend ist).

Nachfolgend nochmal das Bild von oben, auf dem man die Hilfskontakte links und rechts vom Umschalter gut erkennen kann… (bei den anderen oben gezeigten Bildern fehlt der Hilfskontakt auf der rechten Seite – ich warte auf den zweiten Kontakt immer noch – bzw. mein Kumpel, von dessen Installation die Bilder stammen…):

Der Anschluss ist dabei eigentlich recht trivial, indem alle “Remote On/Off”-Terminals parallel geschaltet werden und dann mit den ebenfalls parallel geschalteten Hilfskontakten verbunden werden:

Im gezeigten OFF-Zustand des Hager-Umschalters verleiben dann alle “Fernbedienungsschalter” der Multiplus deaktiv in Folge der fehlenden “Durchschaltung”.

Anmerkung: Im Grunde reicht es auch den ersten Master-Multiplus per “Remote On/Off” zu schalten. Die anderen Multiplus “ziehen” dann nach, wobei deren LEDs dann weiterhin wild blinken und signalisieren, dass der Master ausgefallen ist. Das fand ich ungünstig, da das einem Fachfremden signalisiert, dass nicht alles stromlos ist. Deshalb empfehle ich diese Möglichkeit nicht, auch wenn sie technisch “ok” ist.

Wird der Hager-Umschalter auf “Netz” (Schaltposition links) gestellt, schaltet der linke Hilfskontakt durch und die Multiplus entsprechend ein:

Und auch im “ESS”-Modus (Schalterposition rechts) schalten die Multiplus ein, da der rechts angebrachte Hilfskontakt durchschaltet:

Verkabelung der Komponenten

Obwohl für das Setup eigentlich nur zwei Drähte notwendig sind, habe ich lieber gleich direkt eine achtadrige CAT7-Leitung (Affiliate-Link) zwischen den drei Multiplus und in Richtung Schaltschrank gelegt – man weiss ja nie, welche Steuerungsgeschichten man künftig noch umsetzen möchte. Apropos: Ich muss auch noch die Steuerung des SolarEdge Wechselrichters (an AC-Out) für den Ersatzstromfall realisieren – hier werden also mindestens weitere zwei Adern benötigt…

Wie üblich, habe ich die Adern dann im Schaltschrank auf Phoenix Rangierverteiler 3270121 – PTRV 4 /RD (externer Link) aufgelegt, da man so einfach am flexibelsten ist:

Damit die Multiplus-Seite möglichst aufgeräumt daherkommt, habe ich mich dazu entschlossen hier auch eine (später zwei) Rangierverteiler zu nutzen, da ich keinen Bock auf Wago-Klemmen oder sonstige weitere Unterinstallationen abseits der Multiplus hatte.

Da einfach alles besser mit 3D-gedruckten Komponenten ist, habe ich eine Art Snap-On-Hutschienenadapter designed, der in die Lüftungsgitter eingeschnappt werden kann und dann eben eine Art Hutschiene im Inneren des Multiplus liefert, um eben einige Rangierverteiler befestigen zu können:

Die Druckfiles gibt es nachfolgend zum Download – inkl. Fusion360-Datei zwecks individueller Anpassung: Multiplus 10k Hutschienenadapter (602 Downloads )

Kein Plan, ob das auch so 1:1 bei den kleineren Multiplus-Modellen passt, beim 10.000er passt es jedenfalls absolut perfekt – nach insgesamt 14! Überarbeitungen des 3D-Modells.. :DDD

Aus meinem täglichen Leben

Bevor ihr irgendwas einmarktet, lest UNBEDINGT DIESES UPDATE, da der Hager-HIM-Umschalter für diesen Anwendungszweck nicht geeignet ist!!! Es gibt aber glücklicherweise alternative Umschalter…

Für mich ist der Hager HIM408 (Affiliate-Link) ein Must-Have in jeder dreiphasigen Multiplus-Installation mit Ersatzstromfunktion. Denn insbesondere, wenn das Haus permanent an AC-Out angeschlossen sein soll, ist man anderenfalls total aufgeschmissen, wenn man die Multiplus einmal ausschalten muss. Denn das Haus bleibt dann dunkel trotz anliegendem öffentlichen Netzstrom. Mit dem Umschalter dauert es keine fünf Sekunden und der “netzparallele Bypass” (Schalterstellung links) ist aktiviert und das Haus ist wieder hell.

Ebenso finde ich die Nachrüstung der beiden Hager HZC312 Hilfskontakte (Affiliate-Link) mehr als sinnvoll. Denn dann lässt sich der Umschalter auch als zentraler Ausschalter nutzen. Ist der Schalter auf “OFF”, sind sofort auch alle Multiplus auf der 230V-Seite stromlos.

Und das erkennt im Zweifelsfall auch der “Fachfremde” sofort, der die Installation über den Hager-Umschalter stromlos schalten möchte. Entsprechend habe ich jetzt final noch ein Label “ZENTRALER NOT-AUS” oberhalb des Umschalters ergänzt:

Cool ist, dass die Hager HZC312 Hilfskontakte (Affiliate-Link) jeweils zwei physikalisch getrennte “Schalter” eingebaut haben. Den jeweils zweiten Schalter habe ich dann mit jeweils einem digitalen Input meines Loxone Miniservers verbunden, um das weiter auswerten zu können:

…Sodass der aktuelle Schaltzustand auch über mein Smart-Home-System visualisiert werden kann:

So sieht man sofort, ob das Haus aktuell “ersatzstromfähig” ist oder nicht. Gerade solche kleine Spielereien sind doch einfach das Beste an dem Ganzen… 🥳

Was haltet ihr von der Lösung? Habt ihr bereits einen zentralen Umschalter oder möchtet diesen nachrüsten?

43 Kommentare
  1. Hallo Jörg,

    ich habe auch bereit einen Umschalter von Hager und finde das total Interessant. Ich habe aktuell nur einen MultiPlus 5000. Aber das soll nicht so bleiben. Akku baue ich aktuell auch auf.
    Ist auf jeden fall ein sehr feine sache wie ich Finde. Danke für diese Idee. Werde sie auf jeden fall auch miteinbinden.

  2. Hi Jörg,

    klasse Beitrag. Dieser Schalter liegt bereits bei mir herum, fertig zur Installation. Ich hatte genau diese Umschaltung vor. Die Hilfskontakte hatte ich allerdings noch nicht auf dem Schirm und gleich nachgeordert.
    Der Schalter ist unglaublich wertig und jeden Taler wert

    Reiner

    1. Hi Reiner,
      husch husch installieren! 🙂

      Ja, der Schalter ist “haptisch” schon sehr wertig…

      Viele Grüße
      Jörg

  3. Hallo Jürg, ich bin der Meinung, dass wenn du ein 3 Fasen-Verbund hast es mit einem Remote On/Off reicht. Da die anderen auch ausschalten, wenn du einer Remote off machst. Hast du dir mal die Frage gestellt, wenn du nicht zuhause bist und es brennt, dass die Feuerwehr ein Not-Ausschalten am Haus aussen hat. Der Feuerwehr Kommandant hätte da sicher auch Freude 😉. Ich habe beim Netzanschlusskasten ein Not-Ausschalten montiert. So kann die Feuerwehr kommen und sie sind sicher, dass die Hausinstallation stromlos ist. Gruss Urs

    1. Hi Urs,
      ob die LEDs der zwei “Client”-Multiplus im “OFF”-Schaltzustand noch rumnblinkern oder nicht, kann jeder selbst beeinflussen. Der Mehraufwand meines “cleanen” Setup ist überschaubar – finde ich zumindest.

      Einen zentralen Ausschalter außen am Haus – so wie in den USA üblich – würde ich alleine schon deshalb nicht präferieren, da das vermutlich niemand rafft, wenn der nicht optisch “aufdringlich” direkt neben der Eingangstür angebracht ist. Und falls man das tatsächlich so umsetzt, kann sich jeder Depp den Spaß machen und die Lichter im Haus ausschalten. Denke nicht, dass man da lange drauf warten muss. Klingt also spontan nicht so wirklich erstrebenswert…

      Abseits vom Brandthema geht es mir eher um den wahrscheinlicheren Fall, dass irgendwann mal ein fremder Elektriker Hand anlegen muss. Und da finde ich ein möglichst selbsterklärendes “Not-Aus”-Setup schon erstrebenswert, bei dem alle 230V-Komponenten stromlos geschaltet werden können.

      Viele Grüße
      Jörg mit ö 😉

  4. Hallo Jörg,
    baue auch gerade mein System mit einem Multiplus 5000, 2x Gobal-Power-Leer-Gehäuse und 32x EVE 280K Grad A Akkus…ist aber alles noch im Zulauf.
    Den Ansatz mit den Hilfskontakten werde ich auch über kurz oder Lang bei meinem HIM406 (63a-Variante) erweitern.
    Aber nun zu meinem Vorschlag. Ich werde den Multiplus-Kontakt (Remote-On-Off) mit einem über dem Multiplus/Akkupack befindlichen Rauchmelder mit Relaiskontakt und zusätzlich einem weiteren in Reihe geschalteten steuerbaren Relais (KNX) verbinden.
    Kann damit zwar nicht alle Gefahrenquellen ausschließen, aber ist schon mal ein Ansatz 😉
    Gruß Martin

    1. Hi Martin,
      jo, das habe ich mir auch schon überlegt.

      Kann man ja im Grunde so viele “Schalter” in Reihe schalten bei dem Setup, wie man möchte.

      Muss man halt schauen, dass das 100%ig sauber läuft, sodass die Multiplus nicht mal aus versehen ausschalten. Am besten einen bistabilen KNX-Relaisaktor nutzen, keine funkbasierten Relais einbinden etc.

      Werde ich vielleicht auch mal zeigen, was ich da umgesetzt habe – bspw. einen Gira Rauchwarnmelder mit KNX-Modul, der bei Alarm Loxone benachrichtigt, welches die gesamte Victron-Installation per Modbus-Befehl in Richtung Venus OS ausschaltet. Das lässt sich dann erweitern mit weiteren Sensoren, wie bspw. Onewire-Temperatursensoren etc.

      Viele Grüße
      Jörg

  5. Hallo Jörg,
    die Lösung mit den Hilfskontakten in Verbindung mit den Remote on/off Eingängen ist eine super Idee!
    Abseits davon eine Frage zu Deinem Schaltplan:
    Falls ein Stromausfall geschieht, findet – egal in welcher Stellung der Schalter steht – keine PV-Einspeisung mehr statt, weil der SE30K kein Netz mehr sieht, auch nicht das Inselnetz, dass die Victrons aufbauen.
    D. h., dass bei Tageslicht und Stromausfall keine PV-Leistung mehr nutzbar ist… oder übersehe ich ‘was?

    Danke und LG
    Thomas

    1. Hi Thomas,
      kommt drauf an…

      Aktuell habe ich meinen SolarEdge PV-Wechselrichter (SE30k) lediglich netzparallel installiert, korrekt. Dann geht dieser aus, sobald das Stromnetz ausfällt.

      Das soll aber nicht so bleiben – ich werde ihn mit an AC-Out anschließen, sodass er im Inselfall (Stromnetz fällt weg) weiterhin arbeiten kann. Dazu benötigt es aber etwas Steuerungslogik, sodass der PV-Wechselrichter automatisch heruntergeregelt wird, sobald bspw. die Batterie voll ist. Hier bin ich noch am überlegen, wie ich das am geschicktesten umsetzen kann.

      Viele Grüße
      Jörg

    2. Sowohl Victron ESS als auch SolarEdge Wechselrichter unterstüzen “Frequency Shift”.
      Im Insel/Ersatzstrombetrieb kann der MultiPlus die Frequenz auf der AC-Out/Hausseite hochregeln. Mit steigender Frequenz reduziert der AC-WR die Produktion. Bei 53Hz sollte der Wechselrichter garnichtsmehr einspeisen.
      Einfach umklemmen, tut. 🙂
      Würd die Werte zwischen ESS und dem 30k vorher mal abgleichen.

    3. Ja, guter Punkt.
      Ich dachte erst, es wäre sinnvoll dem SolarEdge-WR über einen Steuerimpuls mitzuteilen, ob er im Netz- oder Inselbetrieb arbeitet. Aber das ist ja im Grunde gar nicht notwendig, wenn ich ihn so konfiguriere, dass er “netzkonform” arbeitet hinsichtlich der anliegenden Netzfrequenz (Stichwort Abschaltung ab 51,5Hz) und dann eben das Frequency Shifting der Multiplus übereinstimmend konfiguriere. Dann passt es auch im Inselfall…

      Viele Grüße
      Jörg

      PS: Mehr Details dazu demnächst im Blog…

      PPS: Woher hast du die 53Hz?

    4. 53Hz ist der Industriestandard.
      Dokument wo der definiert wird hab ich noch nicht gefunden; Wohl mangelhaftes Altavista-Fu.

      Zuerst bei einer Fronius Anlage gesehen.
      Wenn nach einem Stromausfall die NA-Schutz-Box dem SymoGen24 eine erfolgreiche allpolige Trennung und Umlegung des Sternpunktes signalisiert, startet dieser im Notstrombetrieb mit einer Frequenz von 53Hz.
      Damit signalisiert er anderen im Hausnetz befindlichen Wechselrichtern/Invertern, dass diese keinen Strom produzieren sollen. Der Wechselrichter kann sonst kein sauberes Netz generieren, da er keinen AC-seitigen Überschuss in den Akku laden kann.

      53 ist der Standard-Wert im ESS-Assistenten.
      Auch bei mehreren kleinen einphasigen Wechselrichtern schon gesehen.

      51,5 Hz Netz-Netzfrequenz Einspeisestop wäre dann Aufgabe des Multiplus. Hat der SE30K nix mehr mit zu tun.

      Kannst natürlich auch bei beiden einen kleineren Wert, bspw. 51,5 für die Trennung einstellen.
      Solang du das dann auch bei allen anderen irgendwann eventuellen Wechselrichtern/Einspeisern nachhälts und die sich auch eingestellen lassen.
      Selbst wenn die Frequenzregelung nur in zehntel Hertz auflöst, sollte auch bei 51,5 Shutoff noch ausreichend genau genug geregelt werden.
      Wenn es eine Kundenanlage ist, der dann mal günstig Balkonkraftwerke bekommt uns sich noch drei selber in den Garten pflanzt, dann besser 53Hz lassen.

      Bei 53Hz ist die Pizza nicht schneller fertig; Der Backofentimer klingelt nur früher. 🙂

  6. Hallo Jörg,

    ich bin gerade ein wenig irritiert.
    Der HIM408 ist doch ein “entweder oder” Umschalter zwischen beiden Eingangsseiten. Also hier entweder Netzversorgung oder ESS, aber nicht beides zusammen, so wie Du es bei Netz vorgesehen hast, oder?

    Wenn man die ESS unabhängig abschalten will wäre doch ein HAE416 mit 4x160A und zwei möglichen Doppelhilfskontakten besser geeignet?
    Als Ersatz für den HIM408 würde ich hier einen HAE416 und vier Reihenklemmen nehmen.

    Ich frage mich auch ob die Parallelschaltung der Einschaltkontakte der ESS so gut ist? Ist das vom Hersteller so vorgesehen?
    Sonst könnte man hingehen und am HAE416 zwei Doppelhilfskontakte HZC312 verwenden und drei der vier Kontakte mit den ESS und den vierten mit dem Loxone Server anschließen.

    Viele Grüße

    Stefan

    1. Hi Stefan,
      schau dir den Übersichtsschaltplan mal genauer an. Dann wird es evtl. deutlicher – der HIM408 ist exakt das perfekte Umschaltelement für meine Installation. (Nutzen auch zig andere Anwender in dieser Kombination…)

      Und in Kombination mit den Hilfskontakten tut das Setup genau das, was ich von ihm will…

      Das mit dem Parallelschalten der Einschaltkontakte funktioniert bei mir seit Monaten ohne Probleme. In der Victron-Anleitung steht halt “kurzschließen” der Kontakte drin…

      Viele Grüße
      Jörg

    2. Ach, da war mein Denkfehler. Die ESS ist automatisch ESS+Netz (sofern verfügbar). Ja, so ein Blockschaltbild ist Gold wert.
      Durch den Einsatz des Trennschalters gibt es auch keinen kurzfristigen Kurzschluss.

  7. Alternativ könnte man zwei HAE416 einsetzen, dann könnte man beide Stränge einzeln schalten.
    Die 160A sehe ich im Ernstfall als notwendig an. Denn wenn die ESS im Inselmode laufen und das Netz dazugeschaltet wird können ganz kurz bis zur Synchronisation sehr hohe Ströme fließen.

    1. Wenn die Anlage im Inselbetrieb läuft und das Netz zurückkommt, dann kann man nicht “einfach” hart zuschalten und die beiden unsynchronisierten Netze aufeinandertreffen lassen. Der/Die Wechselrichter müssen erst deaktiviert werden, dann wird das Netz zugeschaltet und *danach* starten die WR neu und erhöhen auf definierte Weise die Einspeiseleistung.
      LG, Thomas

    2. Äh, was bitte? Wenn du ernsthaft auf die Idee kommen solltest, aus dem Inselmodus heraus mit einem externen Schalter AC-IN und -OUT zusammenzuschalten, dann wird dir die Installation um die Ohren fliegen, egal wie viel Strom die Schalter aushalten.

      DAS IST SAUGEFÄHRLICH und brät dir im Zweifelsfall die Schalterkontakte, lässt deine Wechselrichter mit einem Fehler aussteigen (oder schlimmer, du machst sie damit kaputt), und/oder wirft die Sicherung vor deinem Hauszähler.

      Du darfst einen solchen Bypass-Schalter nur dann einschalten, wenn das ESS NICHT im Inselmodus ist (oder sein AC-Out von der Hausinstallation getrennt ist, aber dann trifft dasselbe für *diesen* Trennschalter zu).

      Mir ist das das Risiko nicht wert. Schalthandlungen, die potenziell Dinge kaputtmachen, darf es in einer sauberen Hauselektroinstallation gar nicht erst geben. Da ist es mir lieber, wenn das Haus eine halbe Sekunde stromlos ist, wenn ich den Schalter für die Hausversorgung von AC-Out auf Bypass umlege.

    3. NB, “wenn das Netz zurückkommt, dann muss man die Wechselrichter deaktivieren” … ? Nö muss man nicht. Ein inselföhiger Wechselrichter merkt das selber und synchronisiert sich. Einen Standalone-Wechselrichter wiederum betreibt man prinzipiell nicht parallel zum öffentlichen Netz, da ist ein Umschalter mit Nullpunkt dazwischen.

    4. Jup, die Multiplus synchronisieren sich frequenztechnisch mit dem Stromnetz und schalten sich dann nach einer Minute automatisch auf, wenn das Netz “stabil” ist. Mein AC-gekoppelter PV-Wechselrichter (SolarEdge SE30k) regelt direkt im Moment der Umschaltung auf 0W runter, da er “merkt”, dass sich sein “Netz” gewändert hat. Nach einer Minute (oder dauert das länger?) regelt er dann nach und nach bis zur max. PV-Leistung hoch – also je nachdem, wieviel Leistung die Sonne gerade bereitstellt.

      Viele Grüße
      Jörg

  8. Hallo Jörg, eine tolle Lösung, die du hier vorgestellt hast. Besonders interessant finde ich die Auswertung der Zweikontakte am Hager HZC312 fürs SmartHome. Weißt du zufällig, ob man diese Kontakte auch mit VenusOS auf einem RaspberryPi über die GPIO auswerten könnte, um diese dann per MQTT zu teilen?

    1. Hi Miro,
      klar, sollte eigentlich klappen. Werde mich den GPIO am RPI in Kombination mit Venus OS und NodeRED demnächst auch mal auseinandersetzen, um bspw. über Relais angeschlossene Lüfter dynamisch je nach Temperatur zu steuern – Details dazu also bald im Blog…

      Viele Grüße
      Jörg

  9. Hallo Jörg,

    warum hast du die Remote Eingänge parallel aufgelegt. Ich persönlich würde alle Kontakte in reihe verschalten. Warum, das wenn rin Schalter ausgesteckt wird ist die Reihenschaltung sprich die Kette unterbrochen, vor allem interessant wenn man einen Feuerwehr Notschalter installieren würde. Sprich alle möglichen Sicherheitsrelevanten Kontakte in Reihe verschalten. Vielleicht kommt auch mal eine Raumtemperatur Überwachung dazu etc.

    Hast du mal gemessen was am Stecker für eine Spannung anliegt? Die sind nicht Potentialfrei oder ?

    Gruß
    Thomas

    1. Hi Thomas,
      fand es so irgendwie “cleaner”. Sobald ein Multiplus auf “off” geht, schalten die anderen sowieso ab – ist ja als synchrones Dreiphasensystem konfiguriert.

      Gemessen hab ich die Kontakte noch nicht, muss ich aber mal machen, sobald das Gehäuse mal wieder geöffnet ist…

      Viele Grüße
      Jörg

  10. Hallo Jörg,
    eine Frage: was passiert im ESS-Modus bei Ausfall des NS-Netzes mit der Energie aus der PV-Anlage, wie kommt die in die Batterien?
    Gruß Gerhard

  11. Hallo Jörg, vielleicht eine doofe Frage, aber wieso hast du den AC-gekoppelten PV-Inverter wie in deinem Übersichtsschaltplan zu sehen VOR den MPs hängen also am AC-IN und nicht am AC-Out, sodass dieser weiter PV-Energie liefern kann falls mal das NS-Netz weg ist?

  12. Hallo,

    eine kurze Frage von mir zu deinem Systemschema, warum kommt zuerst das SmartMeter und dann der Umschalter?

    Theoretisch müsste es ja auch anders herum gehen.

    Grüße

    1. Mit dem Smartmeter möchte ich ja den Bezug bzw. die Einspeisung zur Netzseite tracken. Das macht konzeptionell am meisten Sinn, wenn das Smartmeter da möglichst nahe dran installiert ist…

      Nutze mittlerweile aber primär meinen Stromzähler als “Taktgeber”. Hier habe ich einen IR-Lesekopf nachgerüstet, der mir die Auslesung im Sekundentakt ermöglicht.

  13. Hallo Jörg,

    habe mir nach langem Überlegen genau dieses Konzept via Lastumschalter ausgedacht. Auf der Suche, ob ich was übersehen habe, dann zum Glück den Blogpost entdeckt. Jetzt fühle ich mich bestätigt, dass der Plan aufgehen kann. Und natürlich noch etwas dazugelernt: Von den Hilfskontakten hatte ich noch nichts gewusst.

    Hintergrund bei mir ist die 1.0 Faktor Regel (25KW AC WR an 3x MP-II 5000). Ich muss natürlich vor dem Umschalten auf AC OUT die Leistung des WR auf 15KW drosseln).

    Noch zwei kleine Fragen bleiben:
    Wie merkt das System eigentlich, dass ein Stromausfall stattgefunden hat, wenn am AC IN ein WR Strom liefert?
    Reicht es aus, wenn ich bei der Konfiguration der MP-II bei der Einrichtung des ESS-Assistenten am Ende angebe, dass ein 15KW AC WR am AC OUT hängt (bei 25KW würde er ja vermutlich meckern).
    ODER muss ich irgendwelche Änderungen bei der Konfiguration vornehmen, wenn ich von Netzbetrieb auf AC OUT umschalte?

    PS: Vielen, vielen Dank für deine Arbeit. Ohne dein (bzw. euer) geteiltes Wissen hätte ich (und da spreche ich sicher auch für viele Andere) mich vermutlich nicht ermutigt gefühlt eine so große Anlage selbst aufzubauen.

    Viele Grüße,
    Dominik

    1. Hi Dominik,
      immer gerne!

      Ein netzparalleler PV-WR an AC-In schaltet sich bei einem Stromausfall instant ab.

      Drosselung auf 15kW ist beim Inselbetrieb ein guter Plan – wenn auch nicht “konform”, denke ich zumindest. Funktionieren sollte es aber technisch schon, wäre ich aber insgesamt schon etwas vorsichtig. Empfehlen kann ich das jedenfalls nicht ruhigen Gewissens – und ohne größere Erfahrung auf diesem Gebiet…

      Viele Grüße
      Jörg

    2. > Wie merkt das System eigentlich, dass ein Stromausfall stattgefunden hat, wenn am AC IN ein WR Strom liefert?

      Ganz einfach (jedenfalls prinzipiell). Das System will eine gewisse vorgegebene Leistung ins Netz schicken. Wenn das fehlt (Sicherung weg, Kurzschluss, …), ist es ausreichend unwahrscheinlich, dass die Leistungsaufnahme und der Phasenwinkel etc.pp. der sonstigen angeschlossenen Geräte exakt deiner Einspeisung entspricht. Somit wird die Spannung am Ausgang irgendwohin abhauen, statt vom Netz auf 235V ± X gehalten zu werden. Das wird gemessen und beim Über/Unterschreiten von X sofort abgeschaltet.

    3. Danke für eure Antworten. Bzgl. Netz-geführter AC WR schaltet sich bei Netzausfall ist nun verstanden.

      @Jörg: Danke für deine Antwort bzgl. Softwareseitiger Drosselung um die 1.0 Faktor Regel einzuhalten. Deine Argumentation ist nachvollziehbar, spätestens wenn ich jedoch die Strings vom WR abklemme (also alles über 15KWp) sollte das ja passen, da bei der Berechnung immer der kleinere Wert zählt. Meine Anfordrung, vollständig Notstromfähig zu sein, sollte damit erfüllt sein.

      Jetzt verstehe ich auch (langsam habe ich alle deine ausführlichen Blogposts zu dem Thema gelesen) warum du dich für 3xMP 10000 und einen derart großen Akku entschieden hast.

      Nochmal zu der Frage: Muss etwas umkonfiguriert werden: Wenn ich den ESS Assistenten inkl AC PV WR konfiguriere und ich ausschließlich bei Netzausfall alle Verbraucher und den AC geführten WR von AC IN auf AC OUT mittels Lastumschalter switche, muss an der MP-II Konfig nichts geändert werden, richtig?

      Viele Grüße

    4. Hi Dominik,
      wenn du hardwareseitig Panels abklemmst, um unter der “Zielmarke” zu bleiben -> Klar, läuft!

      Bzgl. MP-II Config -> Alles für den Inselbetrieb konfigurieren, dann sollte es eigentlich passen…

      Viele Grüße und Erfolg bei deiner Umsetzung
      Jörg

  14. Hallo Jörg,
    habe alles so aufgebaut wie in Deinem Plan zu sehen war oder ist leider haut es mir wenn ich die Victron 3*5000er starte den Fi oder die Sicherungen raus.
    Hast Du vielleicht eine Idee an was es liegen könnte?

    Danke schonmal

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