Operation Solarcarport – Der erste Monat PV-Ertrag
Und schon wieder ist der erste Monat ab Inbetriebnahme bzw. Freigabe durch die lokalen Stadtwerke ins Land gezogen. Grund genug die Leistungs- bzw. Ertragswerte einmal genauer unter die Lupe zu nehmen.
Wie sich die PV-Anlage im Monat Juni ertragstechnisch schlug, wie gut die vorher geschätzte Energieertragsrechnung von SolarEdge gepasst hat und wieviel mehr Ertrag durch die Optimierer-Technik im Vergleich zu einer konventionellen Anlage generiert werden konnte, ist Inhalt des nachfolgenden Blogpost.
Letzte Vorbereitungen vor der Inbetriebnahme
Wenn man so eine Photovoltaik-Anlage selbst konzipiert und weitestgehend eigenständig konstruiert (alles Infos dazu hier), ist man natürlich gleich doppelt gespannt, wie sie sich schlägt bzw. ob sie überhaupt so funktioniert, wie sie soll.
Nachdem die teiltransparenten PV-Panels endlich per SolarEdge P370 (Affiliate-Link) Leistungsoptimierern und knapp 30 Metern PV-Leitung 6mm (Affiliate-Link) am SolarEdge SE17k (Affiliate-Link) Wechselrichter hingen, konnten schließlich alle relevanten Einstellungen bequem per mySolarEdge-App im Menüpunkt “Wechselrichter Modus” festgelegt werden. Dabei wurde dann auch das SolarEdge Smartmeter gekoppelt, welches später noch interessant sein wird. Long story short: Alles hat direkt auf Anhieb geklappt, lediglich das ausstehende Firmwareupdate des Wechselrichters, welches über das Smartphone angestoßen werden musste, brach beim ersten Versuch mit einer Fehlermeldung ab. Aber halb so wild, denn beim zweiten Anlauf lief es dann ordnungsgemäß durch.
Inbetriebnahme und erster Monat PV-Ertrag
Als die Anlage vom Elektriker abgenommen und von den lokalen Stadtwerken “freigeschaltet” wurde (lediglich Zählerstände wurden notiert, da Zweirichtungszähler bereits installiert war), konnte es dann am 02.06. losgehen mit der Stromproduktion inkl. Eigenverbrauch (Haus, E-Auto) und Einspeisung der überschüssigen Leistung ins öffentliche Stromnetz.
Wie sich erkennen lässt, lieferte die Anlage bereits am 01.06. Strom. Ein-Tag-Vorab-Testbetrieb also, um sicherzugehen, dass beim Freischalttermin einen Tag später alles ordnungsgemäß läuft. Wie ich es verstanden habe, dürfte man das vor Freigabe durch die Stadtwerke natürlich nicht. Rein technisch ist das aber notwendig, um vorab die korrekte Funktionsweise zu prüfen. Insbesondere, da mein Elektriker nicht selbst am Freischalttermin anwesend sein konnte, musste der Test vorher erfolgen. Mit den Stadtwerken war also abgesprochen, dass die bei der Zählerstandsnotierung dann ausgeschaltete PV-Anlage von mir durch Einschalten des RCD (FI-Schalter) zum Leben erweckt werden durfte. Denn das dürfen die Stadtwerke natürlich nicht – ist ja schließlich meine Anlage.
Die bis zur Freischaltung eingespeiste Energie schenkt man dann quasi den Stadtwerken, da der Zählerstand des Einspeisezählers erst am Dienstag (Tag der offiziellen Inbetriebnahme) notiert wurde. Der zuständige Mitarbeiter der Stadtwerke war sichtlich überrascht, dass bereits mehrere Dutzend kWh produziert wurden. Aber am Vortag war es einfach brutal sonnig. Aber zurück zu den Ertragswerten von oben…
Insgesamt wurden durch die PV-Anlage im Juni 1,23 MWh erzeugt, von denen knapp 26%, also 320 kWh als Eigenverbrauch genutzt werden konnten. Bei einem Nettostrompreis von derzeitig knapp 25Ct/kWh macht das eine Einsparung in Höhe von 80 Euro. Die übrigen 910 kWh wurden mit einer Vergütung von 9,2Ct/kWh ins Netz eingespeist, was nochmal etwas mehr als 80 Euro entspricht. In Summe also ein Ertrag in Höhe von 160 Euro -> Whoop whoop!
Unter Bezugnahme der PV-Ertragsvorschau ergibt das ganz grob hochgerechnet aufs Jahr knapp 1.070 Euro. Da u.A. der prozentuale Eigenverbrauchsanteil im Jahresverlauf aber vermutlich stark variiert, erhöht sich der Wert vermutlich noch. Auch werde ich sehen, wieviel PV-Strom ins E-Auto wandern wird – gerade das wäre dann ein gewaltiger Hebel. Um wieviel sich die Werte im Jahresverlauf dann verändern, wird man dann sehen.
Und ganz so einfach ist die Rechnung natürlich auch nicht, da für den Eigenverbrauch noch Umsatzsteuer in fiktiver Höhe des bezogenen Strompreises gezahlt werden muss. Pro kWh selbst produziertem und selbst genutztem PV-Strom muss also knapp 5Ct gezahlt werden. Frech, oder?
Naja, da bin ich mir noch nicht wirklich schlüssig. Ich muss diese Abgabe ja nur leisten, da ich die PV-Anlage nicht als Kleingewerbe, sondern als normales Gewerbe angemeldet habe. Und dadurch bekomme ich auch die Umsatzsteuer der für den Betrieb notwendigen Kostenbestandteile (PV-Panels, Halterungen, Wechselrichter, Kabel, Eletriker) wieder erstattet. Eine genaue Kostenaufstellung steht noch aus, aber nehmen wir mal an, dass ca. 2.000 Euro USt erstattet werden. Damit könnte ich dann 40MWh Eigenverbrauch kostenneutral nutzen. Bei sechs Jahren Nutzung mit “normalem Gewerbe” (Details siehe unten) wären das dann 6,6 MWh/Jahr, wobei voraussichtlich lediglich 2,6 MWh/Jahr Eigenverbrauch anfallen werden. In Summe also vorteilhaft für mich.
Bei Anlagen bis 10kWp, zu denen meine mit 9,15kWp ja zählt, kann man dann nach fünf bzw. sechs Jahren in die sogenannte Kleinunternehmer-Regelung wechseln, wodurch ab diesem Zeitpunkt dann keine Umsatzsteuer mehr für den selbst genutzten PV-Strom gezahlt werden muss. Eigentlich kann man das schon nach fünf Jahren machen, in der Praxis empfiehlt es sich aber wohl noch ein Jahr länger zu warten, da dann eine Frist abläuft, welche es dem Finanzamt (zumindest theoretisch) erlaubt, die beim Erwerb erstattete Umsatzsteuer wieder zurückzufordern. Ich liebe unser so transparentes Steuersystem… 😘
So oder so lassen sich die oben erwähnten Kosten der Anlage (inkl. laufender Kosten wie bspw. Versicherung oder etwaiger Wartung) über den Zeitraum von 20 Jahren abschreiben, wodurch die Einkommenssteuerlast sinkt. Sobald ich das mal alles durchgerechnet habe, gibt es dazu belastbare Daten. Bis dahin kann ich nur sagen, dass mich die oben angesprochenen 5Ct schon etwas nerven, man aber eben viele entstandenen Kosten gegenrechnen kann, sodass dieser negative Aspekt nicht wirklich ins Gewicht fallen. Insgesamt ist es natürlich schon besoffen, dass man quasi für eine höhere Eigenverbrauchsnutzung bestraft wird. Kein wirklich sinnvoller Anreiz, lässt sich aber leider auch nicht ändern…
Realer VS vorab berechneter PV-Ertrag
Spannend ist natürlich auch noch, was die PV-Ertragsvorschau im Vergleich dazu ausgespuckt hat.
Berechnet waren für Juni 1.209 kWh, real waren es 1.230 kWh – also ein knappes Plus von 2%. Wow, Punktlandung und Respekt an die SolarEdge-Logik, welche ja selbst die teilweise Verschattung des Wohnhauses aus der 3D-Skizze mit einberechnet hatte.
Mal sehen, wie sich die Werte in den nächsten Jahren verhalten, da man ja wohl von einer Modul-Degradation von ca. 0,5%/Jahr ausgehen kann. Jedenfalls scheint erstmal alles so zu laufen, wie erwartet, was schon mal sehr beruhigend ist. Insbesondere, wenn man so eine Anlage zum ersten Mal installiert.
SolarEdge Leistungsoptimierer 4-the-win
Da bereits beim letzten Blogpost die Frage zur Sinnhaftigkeit der Leistungsoptimierer aufkam, hier schon mal etwas mehr Klarheit – wenn auch nicht abschließend.
In der SolarEdge-Monitoring-Plattform lässt sich die Modulauslastung im Menüpunkt “Auslegung” recht easy auswerten.
Bis dato (etwas mehr als ein Monat nach Inbetriebnahme) erzeugte die Anlage laut Auswertung in Summe 1.566 kWh, was auf Modulebene im Mittel ca. 52 kWh entspricht. Vergleicht man das nun mit dem “schlechtesten” Modul unten links, welches am meisten vom Hausdach verschattet wird und in der Zeit nur 39,04 kWh produziert hat, ergibt sich eine Differenz von fetten 25%.
Die Leistungsoptimierer haben also in meinem Fall für einen Mehrertrag in Höhe von ca. 1/4 gesorgt. Natürlich nur grob gerundet, da sich u.A. schon die Verschattungssituation über die Monate durch den unterschiedlichen Sonnenstand maßgeblich ändert. Und wenn im Winter mehr Module im Vergleich zum Sommer verschattet werden, müsste der Zugewinn durch die Optimierer eigentlich geschmälert werden. Lirum larum, wir werden sehen bzw. ich werde berichten. Auf den ersten Blick jedoch ein bombastischer Mehrertrag.
Aus meinem täglichen Leben
Erstmal bin ich jedenfalls froh, dass alles so funktioniert, wie es ursprünglich geplant war. Aktuell bin ich noch damit beschäftigt, den Schuppen beim Carport zu schließen und alle Details fertigzustellen, u.A. auch die PV-Kabel und Leistungsoptimierer zu verstecken.
Zu diesem Zweck muss ich insgesamt 24 “Holzboxen” bauen, was ganz schön Zeit kostet. Aber das Ergebnis lohnt sich, oder?
Zu diesem Zweck unerlässlich ist natürlich meine gute alte Bosch Paneelsäge (Affiliate-Link), die – wie ich finde – in keinem Handwerkerhaushalt fehlen darf.
Geplant sind übrigens pro Box noch eins bis zwei nach unten gerichtete LED-Spots. Dazu muss ich aber erstmal passende 24V-Spots finden, welche mit meinem DMX4All-Treibern bei einer hohen PWM-Frequenz zurechtkommen. Detailprobleme eben, die noch gelöst werden müssen.
Insgesamt werde ich also noch einige Zeit brauchen, bis wirklich alles fertig ist. Einige intereressante Gimmicks wird der Carport übrigens auch noch erhalten, seid gespannt…
Achso und die erste Abgabe der monatlich fälligen USt-Voranmeldung steht jetzt mit Zuteilung der Steuernummer für die PV-Anlage auch an. Wer hier einen Softwaretipp hat, darf sich gerne per Kommentar melden. Alle anderen natürlich auch, sofern Fragen offengeblieben sind.
10 Kommentare
Ich nutze die Excel-Lösung von https://www.pv-steuer.com/, die mir in den letzten 5 Jahren sehr gute Dienste geleistet hat.
Hi Michael,
danke für den Tipp! Scheint ja echt weit verbreitet zu sein….
Viele Grüße
Jörg
Jup, die Excel-Lösung mag ich auch.
So, habe mir jetzt auch eine Lizenz geholt. Man muss sich schon etwas einlesen und die Anleitungen wälzen, denn so selbsterklärend finde ich das nicht.
Werde ich evtl. auch mal kurz vorstellen, schon allein um sicherzugehen, dass ich alles richtig verstanden bzw. nichts Wichtiges vergessen habe… 😉
So oder so aber vermutlich dennoch konkurrenzlos in diesem Bereich.
Viele Grüße
Jörg
Hallo Jörg,
schön zu hören, daß Alles so läuft wie Du Dir das vorgestellt hast. Ich betreibe seit über 10 Jahren drei Solaranlagen mit insgesamt knapp 40kWp installierte Leistung. Das war die beste Entscheidung die ich damals treffen konnte. Bei mir gibt es zwar keine Leistungsoptimierer aber dafür auch keine Verschattung und die Module pro String sind gewissenhaft sortiert und aufeinander abgestimmt.
Was die steuerlichen Aspekte, und hier insbesondere die ganze damit zusammenhängende Rechnerei und Dokumentation, kann ich Dir nur empfehlen mal auf: https://www.pv-steuer.com/ vorbeizuschauen. Ich verwende diese Software seit Anbeginn und bin super zufrieden damit. Damit geht alles kinderleicht und am Ende spuckt die SW alle Daten für die Steuererklärungen passend aus.
Grüße
Bernd
Hi Bernd,
40kWp ist nen Wort! 😀
Wobei ich jetzt auch schon angefixt bin und überlege auch noch mein Hausdach mit PV-Modulen vollzuknallen. Würde dann in Summe auf etwa 20kWp kommen. Der Wechselrichter packt bis 17kW, durch die unterschiedliche Ausrichtung von Carport und Hausdach sollte das auch exakt ausreichen laut SolarEdge-Designer.
Mal sehen, aktuell schreckt mich die EEG-Umlage und die Installation eines separaten Einspeisezählers noch etwas ab.
Viele Grüße und danke für den Softwaretipp
Jörg
Vielen Dank für diesen spannenden Bericht. Ich befinde mich aktuell auch in der Planungsphase, und bin mir bezüglich Leistungsoptimierern unschlüssig. Ich habe keine Verschattung, lohnen sich trotzdem Optimierer?
Hi Lutz,
im vorhergehenden Blogpost habe ich die grundsätzlichen Vorteile der Optimierer ja bereits angesprochen. Die Auswertung auf Modulebene wäre es mir schon wert. Es reicht ja bspw. schon, wenn nur ein PV-Modul verdreckt ist (Vogelkot o.Ä.), dann hat man die Teilverschattung. Und wenn man das nicht sofort mitbekommt, kann der Ertrag u.U. schon stark sinken. Auch finde ich die Monitoring-Plattform und die Schnittstellen bei SolarEdge einfach super. Aber muss natürlich jeder selbst für sich entscheiden.
Viele Grüße
Jörg
Naja das mit den Optimierern ist ne kritische Sache.
So mal ganz auf Stammtischniveau:
Hättest du eine der 6 Reihen weggelassen… pauschal hättest du 1/6 der Anlagekosten … genauer sechs Module weniger = 920€
Pauschal dann alle Optimierer weggelassen = 1500€ weniger.
Summe = 2420€.
Pauschal bezogen auf die Gesamtkosten wärst du mehr als 20% günstiger unterwegs….
Deine Berechnung (Vergleich verschattet (alle 75%) und unverschattet (alle 100%)) ist auch falsch.
Denn du musst die fiktiven Gesamtanlagen vergleichen.
Also alle Module mit 75% Auslastung geteilt durch das gewichtete Mittel von 5/6 x 100% und 1/6 x 75%.
Alles in Allem sicher ein Nullsummenspiel 🙂
Oder aber auch… der Aufwand für die letzten Module ist genau so hoch wie die Kosten um diese zu integrieren.
Hi Harald,
hätte ich eine Reihe weggelassen, würde ich mir Glasplatten für den Rest des Dachs holen müssen. -> Dann wären die Kosten für den Carport sicherlich höher gewesen… So oder so finde ich das Tracking der einzelnen Module allein MEGA und würde nicht darauf verzichten wollen.
Viele Grüße
Jörg
PS: Warum ich jetzt eine Reihe hätte weglassen sollen, verstehe ich aber ehrlich gesagt nicht wirklich.